Heute machen wir mit unserem Guide, welcher sich sehr viel mit der Historie der „Schlacht um Stalingrad“ befasst hat, eine sog. „Battlefield Tour“. Er hat Freude mit unseren Autos, da wir damit Stellen erreichen können, die mit normalen PKW’s einfach nicht zugänglich sind.
Wir haben einen Bezug zu den Ereignissen im Winter 1942/43, da der Vater von Lilly, unser Zarl-Opa, hier im Krieg war. Er wurde verwundet, war im Heeresspital der 6. Armee – welches wir besichtigen – und wurde als einer der letzten Tausend (!) ausgeflogen. Grundsätzlich wurden nur Leichtverwundete mit Chance auf Heilung ausgeflogen. Es war sozusagen „Glück im Unglück“.
Er hat mir einmal viele Stunden über die Strapazen und Erlebnisse im Kessel von Stalingrad erzählt. Das Gebiet des ehemaligen Kessels, in welchem in Summe 1,3 Millionen Menschen starben, ist heute fruchtbares Ackerland, wo auch nach 70(!) Jahren überall die Spuren der Geschichte zu finden sind. Menschliche Knochen, Ausrüstungsgegenstände wie Gasmasken, Stiefel oder Munition und verfallene Unterstände finden sich überall. Schwiegervater war auch hier… wir finden Wirbelsäulen, Rippen … es ist einfach nur traurig und sehr bedrückend. Dieser Ort ist für alle Zeiten ein großer Friedhof!
Am großen gemeinsamen deutschen und russischen Friedhof in ROSSOSCHKA ist eine Inschrift mit einem Zitat von Albert Schweitzer: „Kriegerfriedhöfe sind die Prediger des Friedens“. Wer jemals diese riesigen Begräbnisstätten gesehen hat, weiß, dass es bei Kriegen nur Verlierer gibt.
Auch das Panoramamuseum (wo wir eine propagandistisch, nach bestem sowjetischem Muster, geführte Präsentation erhalten) und den Mamajev-Hügel, von den Deutschen Höhe 102 genannt, besichtigen wir. Bei den Kämpfen um diesen strategisch wichtigen Punkt, starten 60.000 Soldaten. Das ehemalige Hauptquartier von Generalfeldmarschall Paulus im Keller des Zentralkaufhauses ist heute ebenfalls ein Museum. Je länger wir die verbliebenen Gedenkstätten der Schlacht besichtigen, desto ruhiger und nachdenklicher werden wir. Auch die Glorifizierung der Heldentaten von deutschen und russischen Soldaten kann man hier nicht wirklich nachvollziehen. (Filme: „Das Duell“ u. „Stalingrad“). Es ist alles einfach nur traurig.
Die Abfahrt zur letzten Etappe lässt uns den Kopf frei bekommen und nach ca. 5 Stunden stehen wir an der russisch/ukrainischen Grenze. Die Abfertigung funktioniert super und wir haben eine neue Bestzeit – im positiven Sinn – 1,5 Stunden für beide Grenzen.