Ein perfekter Morgen begrüßt mich, es hat Minus 25°C, kein Wind weht, der Himmel ist strahlend blau, man könnte sagen, das perfekte Wetter. Wir fahren also voller Vorfreude in den Süden von Winnipeg, wo die Werkstätte liegt, in welcher der Truck repariert wird. Allerdings gibt es schlechte Nachrichten: Die Reparatur dauert noch und es ist nicht sicher, ob Ed noch Ladung bekommt. Wir warten. 12:00 – noch nicht fertig. 13:00 – wir warten. 14:00 Lkw fertig – aber der Truck liegt links tiefer, weil rechts eine neue Feder eingebaut wurde. 15:00 – alles fertig, aber keine Ladung mehr für heute! Wir brechen ab und ich fahre noch in die Mall Souvenirs kaufen. Jetzt bin ich sauer.
Einen Tag später geht es dann doch endlich los. Tagwache ist um 05:00 und um 6:30 bin ich am Ladehof. Es hat knusprige -33°C. Der Sch…truck springt nicht an. Ich glaub`s ja nicht. Wir arbeiten mit Starterkabel. Nach einer halben Stunde springt die Kiste doch noch an, nach gefühlten endlosen Versuchen. Jetzt wird der Trailer angehängt und ich will nur weg, weg, weg… Wir fahren nach Steinbach – draußen herrschen mittlerweile -29°C – die Sonne scheint, blauer Himmel, ein super Tag! In Steinbach beim Betonwerk fällt die Druckluftbremse aus und Kondenswasser ist in der Bremsleitung. Wir arbeiten mit Lötlampe und eimerweise heißem Wasser. Vorerst ohne Erfolg. Bei diesen Temperaturen gefriert das Wasser im Bremsventil schneller als wir es auftauen können. Nach fast 45 Minuten öffnet endlich das Ventil. Wir füllen ein Alkoholgemisch als Frostschutz ein und können nun endlich die Betonklötze aufladen. Bei Temperaturen von -25°C und schneidendem Wind ein Knochenjob. Die Ketten sind extrem schwer und die Spanngurte steinhart gefroren. Von Truckerromantik bleibt da nicht mehr viel übrig. Nach einer weiteren Stunde ist alles fixiert.
Die Tankanzeige steht schon länger auf „unter 0“. Ed ist nicht im Geringsten beunruhigt – somit bin ich es auch nicht. Als wir an der Tankstelle abstellen gefriert sofort das Bremsventil wieder ein. Shit! Wieder dieselbe Prozedur wie vorhin. Jetzt kann es langsam aufhören. Wir tanken noch ca. 800 Liter Diesel. Nun geht’s Richtung Norden. An der nächsten Verladestelle laden wir die restlichen Teile für die Tankstelle (Generator, Zapfsäulen, Pumpenhaus) auf. Endlich ist alles komplett. Nun wird der Motor aus Sicherheitsgründen für die nächsten Tage nicht mehr abgestellt. Wenn man in der Wildnis keine Wärme aus dem Motor kriegt, kann es sehr schnell ungemütlich werden. Trotz voll aufgedrehter Luftheizung und Zusatzheizung wird es im Führerhaus kaum wärmer als +18°C. Das sind hier schon fast tropische Temperaturen.