Es hat die ganze Nacht geschneit. Fast ein Meter Neuschnee deckt Winnipeg zu. Die Stimmung ist unbeschreiblich wunderbar. Nach dem Frühstück gehen wir Lebensmittel und Getränke für die Tour einkaufen. Außerdem gibt es etliche Sandwichs, ein Kilogramm Kaffee, Müsliriegel und Getränke – damit müsste ich einige Tage auskommen. Charly leiht mir seinen Schlafsack. Wir besuchen auch noch einen Outdoorshop – dieser hat alles was das Herz begehrt. Das Geschäft ist riesig und lässt keine Wünsche offen. Es gibt Ausrüstung von der ich nicht mal wusste, dass es sie gibt (Stiefel benutzbar bis -100°C!) und eine Waffenabteilung, mit der man eine kleine Armee ausrüsten könnte.
Charly borgt mir seinen Pick-Up (mit Corvette Motor und 450 PS unter der Haube) und ich besuche noch das Aviation Museum von Winnipeg – ich bin der einzige Besucher und bekomme eine Spezialführung von einem Veteranen, der mit mir auch in die Werkstätten geht, die normalerweise für Besucher gesperrt sind. Das Museum ist ein kleines Schmuckstück mit einigen Leckerbissen für Flugbegeisterte, die man sonst nirgends findet. Es beinhaltet eine beeindruckende Sammlung von Triebwerken und einen Brief, welcher von Charles A. Lindberg und Orville Wright unterschrieben ist. Auch ein frühes Originalexemplar der JU 52 ist hier ausgestellt. Eine Lockheed Electra (mit der Amelia Erhard versuchte, die Welt zu umrunden und dabei tödlich verunglückte), und ein Bristol Freightliner sind weitere Gustostückerl. Wieder zurück bei Charly, warte ich nur mehr auf den Anruf von Ed. Zum Zeitvertreib spielen wir im Billardzimmer eine Partie Pool.
Als der Anruf kommt, sind es schlechte Nachrichten: Der Truck wird erst morgen fertig – sorry. Kann man nichts machen. Daraufhin gehe ich noch eine Stunde in der Umgebung bei ca. -20°C (Windchill -29°C) spazieren und genieße die frische Luft. Es ist absolut toll. Am Abend kommt Ed noch zu Charly auf Besuch. Als ich ihn sehe, denke ich mir, dass ich mir einen Trucker genauso vorstelle: Lederjacke, Lumberjackhemd, Baseballkappe mit „Mack“ Aufschrift, Bergschuhe und 3-Tagesbart. Ed ist ein echter Klassiker, er ist 70 Jahre alt und eine Legende der Ice-Road. Wir haben sofort einen Draht zueinander. Sein Truck ist, ebenso wie er, ein Klassiker: MACK RW700 Superliner. Baujahr 1988. Ein Ungetüm mit V-8 Motor, 6,2 Litern Hubraum mehr als 475 PS, 1750 Nm Drehmoment und einem höchstzulässigen Gesamtgewicht von 63,5 Tonnen. Die Maschine hat schon mehr als 3,1 Millionen(!) Kilometer auf dem Buckel und fährt noch immer unter den schwierigsten Bedingungen, die man sich vorstellen kann.
Wir plaudern eine ganze Weile über die geplante Tour und die morgige Abfahrt. Geplant ist, in Steinbach (bei diesem Namen weiß man auch sofort, woher die Gründerväter kamen) – ca. eine Fahrtstunde südlich von Winnipeg – Ladung aufzunehmen und dann über den gefrorenen Lake Winnipeg nach Little Grand Rapids und Pauingassi am Fishing Lake in ein Indianerreservat zu fahren. Die Ladung wird aus Betonleitschienen und einer kompletten Tankstelle mit Generatorhaus, Pumpstation und Zapfsäulen bestehen. Gesamtgewicht ca. 40 Tonnen. Ed kündigt an, dass ich auch selbst mit dem Truck fahren darf. Ich glaube das aber erst, wenn es soweit ist. Wir verbringen den Abend wieder im Freien am offenen Feuer bei „kuscheligen“ minus 16°C. Ohne Wind ist es richtig gemütlich. Offensichtlich gewöhnt man sich sehr schnell an diese Temperaturen. Zum Abschluss gibt es von Charly perfekt gegrillte Steaks und den obligaten Schotten als Frostschutzmittel.
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- Ein ganz besonderer Brief
- Ein ganz besonderer Brief
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- Eingang zum Museum
- Eine seltene Motorensammlung
- technisches Gustostückerl (Übersetzungsgetriebe bei Sternmotor)
- Frightliner
- Ein Blick hinter die Kulissen
- Ein Blick hinter die Kulissen
- DeHavilland Beaver
- DeHavilland Beaver
- Blick ins Cockpit einer Convair
- Starfighter-Triebwerk
- … auf Dauer hilft nur Power!
- JU 52
- Einer der ersten Postflieger in Canada
- Einer der ersten Postflieger in Canada
- Lockheed Electra
- F-89 Sabre
- Bewaffnung der F-89 Sabre
- V8-Motor mit ca. 3(!) Mio. Km.
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- Endlich Abfahrtbereit
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- spartanischer Arbeitsplatz
- Lenkgestänge stark wie die Kardanwelle bei meinem Landrover
- Ein Klassiker!
- Ein Klassiker!