Das fängt ja gut an: Ich sitze in Brüssel am Flughafen und meine Maschine der United hat 1,5 (!) Stunden Verspätung wegen „Fan Troubles“ – das sind keine feiersüchtigen Fußballfans, sondern Triebwerksprobleme. Mal schauen ob sich da mein Anschlussflug in Chicago noch ausgeht. Ich muss dort die gesamte Immigration – Prozedur über mich ergehen lassen, da es keinen Transit mehr gibt und die volle Einreiseformalität durchgeführt werden muss. Der Flug selbst ist ereignislos. Wir holen auf der Stecke wieder 40 Minuten auf und mit etwas Glück schaffe ich den Anschlussflug nach Winnipeg. Nach dem Aussteigen in Chicago ein Blick auf den Monitor: mein Anschlussflug hat ebenfalls Verspätung.
Jetzt packt mich der Ehrgeiz. Die große Unbekannte in meiner Rechnung ist die US-Einwanderungsbehörde. Erst Immigration, dann Gepäck holen, Custom Control, Gepäck wieder aufgeben, mit dem Shuttlebus zu einem anderem Terminal – es wird sehr knapp! Entgegen allen Erwartungen und Prophezeiungen dauert das ganze nicht einmal 45 Minuten. In Sachen Organisation und Bewältigung großer Menschenmassen (und davon gibt es in Chicago O’Hare genügend) können wir von den Amis doch noch etwas lernen! Mein Flieger nach Kanada steht noch am Gate. Die Bordkarte wird direkt dort ausgedruckt (auch das spart Zeit). Statt gleich einzusteigen, beginnt auch hier wieder das große Warten. Nicht dass mich das erschüttert hätte – von meinen vielen Reisen bin ich ja einiges gewohnt – mein Flug wurde nun in 20 Minutenabständen laufend verschoben bis schlussendlich eine Verspätung von 3 Stunden beisammen war. Zur Belohnung konnte ich dann einen der schönsten Sonnenuntergänge mit Fensterplatz genießen.
Die Einreise in Kanada war „very easy“. Die obligate Frage: „Tobacco, Drugs, Alkohol, Firearms?“ (Wie sich die Länder doch gleichen!) wird von mir wahrheitsgetreu mit „50 cigarrs, no, 1 bottle whisky, und no“ beantwortet. Das war’s. Am Ausgang wartet Charly und nimmt mich in Empfang. Die Wiedersehensfreude ist groß! Der Ankunftstag ist ein relativ warmer in Winnipeg: „nur -18°C“ sagt Charly – Was er nicht sagt: mit dem sog. „windchill“ (gefühlte Temperatur auf der Haut durch Windeinfluss) hat es -30°C! Somit habe ich heute einen Temperatursturz von ca. 40°C erlebt. Mir gefällt`s und ich fühle mich pudelwohl! Am Abend nach perfekten Lachsbrötchen und mehreren sehr guten Single Malts (Charly kann durchaus mit einem gut sortierten Spezialitätenrestaurant mithalten) genießen wir im Partyraum bis 01:00 nachts das Wiedersehen – natürlich nur um dem zu erwartenden Jetlag vorzubeugen ☺.